P. E. Mölmsch-Gute Nacht Geschichten zum Vorlesen

P. E. Mölmsch

 

die gelbe Ente

 

eine Gute Nacht-Geschichte (1)

 

von Wolfgang Kaup-Wellfonder

 

>Vorlesezeit: ca. 3 Minuten<

 

 

 

Auf dem langen breiten Fluss namens Ruhr schwimmen viele Enten. Am Ufer sieht man auch andere Tiere. Allerdings muss man sich behutsam nähern.

 

 

 

Die Enten haben sich an die Spaziergänger gewöhnt. Sie freuen sich über das viele Futter, welches ihnen die Menschen bringen. Viele wissen nicht, dass für Enten große Mengen unterschiedlicher Brotsorten ungesund sind. Zudem verlernen die Enten, sich selbst Futter zu suchen.

 

 

 

Aufmerksame Beobachter erkennen P. E. Mölmsch sofort. Diese erwachsene Ente trägt gelbes Gefieder. Das fällt natürlich auf.

 

 

 

Für P. E. Mölmsch ist das gelbe Federkleid nichts Besonderes. Sie kennt sich ja nicht anders. Doch die anderen Enten und viele Menschen wundern sich darüber. Gelb ist doch die Farbe von Küken.

 

 

 

"Hallo Briefkasten", grüßen die Enten der Nachbarschaft, um sie zu ärgern.

 

"Zitrone, Zitrone,

 

Zitrone auf der Ruhr,

 

Zitrone, Zitrone sucht 'ne Bananen-Kur",

 

rufen ihre Geschwister, wenn sie P. E. Mölmsch veräppeln wollen.

 

 

 

Oh, weh. Und heute soll sie die Entenprüfung bestehen. Alle erwachsenen Enten müssen vor der Enten-Lehrerin eine Prüfung ablegen. "Kann ich schnell genug schwimmen und punktgenau tauchen?", fragt sich P. E. Mölmsch den ganzen Tag. Erst am späten Nachmittag schwimmt sie zum Wehr, wo die Lehrerin wartet.

 

 

 

Doch ihre Sorgen sind unbegründet.

 

"Herzlichen Glückwunsch, P. E. Mölmsch", spricht die Lehrerin nach dem Test, "du bist seit langem mein bester Prüfling gewesen. Das hast du ganz prima gemacht!"

 

 

 

Stolz schwimmt "P. E." zu ihrer Familie und verkündet glücklich das Ergebnis: "Ich habe die Prüfung bestanden, ihr könnt mir gratulieren."

 

 

 

Mutter und Vater beglückwünschen sie mit einem leckeren Stück Brot, dass sie extra aufgehoben hatten. Doch die Geschwister rufen wieder:
"Zitrone, Zitrone,

 

Zitrone auf der Ruhr,

 

Zitrone, Zitrone, braucht 'ne Bananen-Kur."

 

P. E. antwortet nur: "Bäh, bäh,

 

bäh, bäh,

 

ich seh' nur Pflaumen auf der Ruhr".

 

 

 

Heute wollte sie sich auf keinen Fall ärgern lassen. Das hatte sie sich nach dem tollen Erfolg ganz fest vorgenommen.

 

 

 

Sie schwimmt hinaus auf die Mitte des Flusses und zieht mit der Strömung in die Dämmerung. Als es zu dunkel wird, um das Ufer zu sehen, fliegt sie zurück. Nach diesem ereignisreichen Tag freut sich P. E. auf ihr Nachtlager. Schnell hat sie sich eingekuschelt und ist eingeschlafen.

 

 

 

Im Traum sieht sie eine Banane. die auf dem Fluss schwimmt. Die Bewohner des Ufers grüßen freundlich. Keiner lacht über die schwimmende Banane. Plötzlich verwandelt sich die Banane im Traum zur gelben Ente P. E. Mölmsch. Alle bleiben freundlich und winken der Ente fröhlich zu. Ein schönes Gefühl, von allen gern gesehen zu werden.

 

In diesem Traum belächelt keiner das gelbe Gefieder von P. E. Mölmsch.

 

 

 

Gute Nacht, P. E. Mölmsch und alle Flussbewohner.

 

Schlaft schön!

 

 

 

 

 

 

 

P. E. Mölmsch

 

und der gefährliche Steinwurf

 

eine Gute Nacht-Geschichte (2)

 

von Wolfgang Kaup-Wellfonder

 

>Vorlesezeit: ca. 6 Minuten<

 

 

 

Ein sonniger Tag verleitet Menschen und Tiere, sich an das Ufer eines Flusses oder Sees zu setzen, um das schöne Wetter zu genießen.

 

 

 

Auch die Enten auf der Ruhr freuen sich über einen schönen Tag. Manche lassen sich auf dem Fluss treiben. Andere sitzen an schönen Plätzen. Sie freuen sich über die Farben einer in Sonnenlicht getauchten Landschaft.

 

 

 

Gutes Wetter bringt mehr Besucher ans Ufer und damit auch mehr Brot, das für die Enten ins Wasser geworfen wird. Schon längst stürzen die Entenfamilien nicht mehr wild auf die Brotstücke. An schönen Tagen schmeißen die Menschen viel zu viel Brotabfall zu den Tieren. Viele Enten haben sich überfressen und sind krank geworden.

 

 

 

P. E. Mölmsch, die gelbe Ente, kennt die Gefahren, die von den Brotabfällen der Zweibeiner, die man Menschen nennt, ausgehen. Sie hat einmal als Küken so viel Brot gegessen, dass sie drei Tage krank am Ufer lag. Mutter und Vater machten sich große Sorgen. Es dauerte für eine Ente ungewöhnlich lange, bis sie wieder gesund war. Sie hatte dadurch gelernt, in Zukunft vorsichtiger zu sein und lieber auf das Brot der Menschen zu verzichten. Nur ab und zu genehmigt sie sich ein wenig davon. Lieber ernährt sie sich von dem, was sie im Wasser findet. Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höhe, aufgepasst und zugeschnappt. Im Wasser lässt sich immer etwas finden, das für den Entenmagen bekömmlich ist.

 

 

 

Ach herrjeh, da kommen ihre Geschwister auf sie zu geschwommen. Sie singen wieder: "Zitrone, Zitrone, Zitrone auf der Ruhr, Zitrone, Zitrone braucht 'ne Bananen-Kur."

 

"Fällt euch eigentlich nichts Anderes ein?", fragt P. E.

 

Ihre älteste Schwester meint: "Stelle dich doch nicht so an, ist doch nur Spaß."

 

"Für euch ist es Spaß, mich ärgert es", erklärt P. E. ihren Schwestern und Brüdern.

 

"Deshalb ist es ja so ein Spaß", findet ihre jüngste Schwester.

 

"Schwimmt weiter, ich möchte meine Ruhe haben", bittet P. E. in die Runde.

 

 

 

"Oh, unsere Zitrone wünscht in Ruhe gelassen zu werden. Möchtest wohl lieber deinen Gedanken nachgehen. Damit du hinterher wieder klug schnattern kannst."

 

"Vielleicht. Oder redet mit mir was Vernünftiges. Dann will ich mich gerne unterhalten", schlägt P. E. vor.

 

Doch die Geschwister haben keine Lust, sich zu unterhalten, sie schwimmen weiter Richtung alte Eisenbahnbrücke, die heute eine Fahrradweg- und Fußgängerbrücke ist.

 

 

 

Die Geschwister von P. E. Mölmsch schenken den vier Kindern, die auf der Brücke am Geländer stehen, keine Beachtung. Oft verweilen dort Menschen und genießen den Ausblick. P. E. fliegt im Sommer früh morgens dorthin. Dann ist noch kein Mensch da und sie kann sich an der Sonnenaufgangs-stimmung ungestört erfreuen.

 

 

 

Die Enten-Geschwister nähern sich der Brücke. Plötzlich prasseln Steine auf sie nieder. Die meisten können ausweichen, doch die älteste Schwester von P. E. Mölmsch wird am Kopf getroffen. P. E. begreift als Erste, was passiert ist und eilt halb schwimmend, halb fliegend zur Schwester. Schnell packt sie das Gefieder mit dem Schnabel. Es gelingt ihr, die Schwester vor dem Ertrinken zu retten.

 

Unter der Brücke erreichen die Enten erschöpft einen Brückensockel. Dort sind sie vor den Wurfgeschossen in Sicherheit. Bald kommt die verletzte Schwester zu sich. Zum Glück wurde der Kopf nicht schlimm getroffen. P. E. befürchtet eine Gehirnerschütterung und empfiehlt, sicherheitshalber liegen zu bleiben.

 

Die anderen Geschwister haben sich nach und nach dazugesellt. Sie sind noch über diesen Steinangriff von oben aufgeregt. Erleichtert stellen alle fest, dass sonst niemand verwundet worden ist.

 

 

 

"Ihr Lieben", richtet sich P. E. an die anderen Enten, "ihr müsst euch beruhigen. Es ist schlimm, was passierte. Doch unsere Schwester braucht jetzt Ruhe. Und euch würde diese auch guttun. Wir müssen in Zukunft wachsamer sein. Nicht alle Menschen sind Tierfreunde. Es gibt auch unter ihnen Dummköpfe, die andere Lebewesen nicht in Frieden lassen können.

 

Lasst uns bis zum Abend hier warten. Geht es unserer Schwester dann wieder gut, kehren wir an unsere Plätze im Schutze der Nacht zurück. Entspannt und werdet ruhig. Hört auf das Plätschern des Wassers, das vom Pfosten dieser Brücke gebrochen wird. Lauscht dem Wind, der sich hier unter der Brücke anders anhört als außerhalb dieses Bauwerks."

 

 

 

Die Enten werden still und lauschen den Worten von P. E. Mölmsch, dem Wind, dem Wasser, der Natur. Einige schlafen ein und werden erst wieder

 

abends wach. Der verletzten Ente geht es besser, sie traut sich zu, mit den Geschwistern im Schutze der Dunkelheit nach Hause zu schwimmen.

 

Dort berichten sie alles den Eltern.

 

 

 

Danach begeben sie sich auf ihre Nachtlager. P. E. Mölmsch ist schon fast eingeschlafen, da sagt ihre älteste Schwester: "P. E., ich danke dir. Du hast mir heute das Leben gerettet. Du bist mein gelber Schutzengel. Danke!"

 

"Das habe ich gerne getan. Ich liebe meine Geschwister. Und jetzt, gute Nacht, schlafe gut", flüstert P. E. zur Schwester.

 

 

 

Gute Nacht, P. E. Mölmsch und alle Flussbewohner.

 

Schlaft schön!

 

 

 

P. E. Mölmsch

 

und die drei kranken Küken

 

eine Gute Nacht-Geschichte (3)

 

von Wolfgang Kaup-Wellfonder

 

>Vorlesezeit: ca. 5 Minuten<

 

 

 

 

 

Gerne sehen die Menschen Enten-Familien auf dem Fluß schwimmen. Als würden die Enten-Kinder an einer Schnur gezogen, folgen sie der Enten-Mutter.

 

 

 

Enten können sehr bald nach dem Schlüpfen schwimmen. Anfangs verlassen sie nicht den Schatten ihrer Mutter. Enten-Mütter haben wenigstens vier Kinder und manchmal sogar zwölf. Auch Enten-Kinder müssen viel lernen.

 

 

 

In direkter Nähe des Schlafplatzes von P. E. Mölmsch wohnt eine junge Enten-Familie mit neun Küken. P. E. beobachtet die jungen Enten gerne. Fleißig üben sie, Futter zu suchen. Die Mutter erklärt, was bekömmlich ist und was nicht. P. E. erinnert dieses Geschnatter an ihre eigene Kindheit. Das gefällt der gelben Ente von der Ruhr. Es ärgert sie allerdings, dass die Mutter ihre Kinder auf das ungewöhnliche Aussehen der gelben Ente P. E. Mölmsch hinweist.

 

Bislang störte die Küken das gelbe Gefieder nicht. Sie hatten es nicht bemerkt. Sie wussten ja nicht, dass eine gelbe erwachsene Ente etwas Ungewöhnliches ist.

 

 

 

Verärgert schwimmt P. E. in eine andere Richtung und denkt: "Wahrscheinlich erzählt sie ihnen gleich, dass mich viele 'Briefkasten' oder 'Zitrone' nennen. Dann machen sich die Enten dieser Familie auch bald über mich lustig."

 

 

 

In Gedanken versunken bemerkt P. E. nicht, dass ihr drei der jungen Enten folgen. Die Jungen schwimmen hinter ihr her und kommen so zu einer Stelle, wo die Menschen viel Brot ins Wasser geworfen haben.

 

Heute ist kein Brotwerfer da. Das Wetter ist zu schlecht. Es ist kühl und manchmal regnet es. Wetter, welches viele Zweibeiner abhält, den Fluss und dessen Tiere zu besuchen.

 

Am Ufer liegen noch alte Brotreste. Brot, dass kein anderes Tier essen wollte!

 

 

 

Die neugierigen jungen Enten kennen die Warnungen der Mutter. Altes vergammeltes Brot ist Gift für Entenbäuche!

 

Aber die Versuchung, es zu probieren, ist zu groß.

 

Die Enten-Mutter hatte bislang diejenigen Uferbereiche gemieden, von wo aus häufig Brot ins Wasser geworfen wird. Doch im Schatten von P. E. Mölmsch finden die kleinen Enten das ungesunde Brot. Und essen.

 

 

 

 

 

Sie essen viel zu viel!

 

P. E. gleitet verträumt über den Fluss, merkt nichts und schwimmt weiter

 

 

 

Den Enten wird übel, sie schleppen sich ans Ufer und legen sich unter einen Busch. Die Mutter sucht und findet sie. Schreckliche Bauchschmerzen quälen ihre drei Ausreißer. Die Mutter schnattert einen Hilferuf zum Fluss und in Richtung Ufer. P. E. Mölmsch, die von ihrer ältesten Schwester mal liebevoll  gelber Engel genannt wurde, hört die Rufe und eilt herbei.

 

 

 

"Von dir will ich keine Hilfe! Du hast meine Kinder hierher gebracht. Hau ab!", schnattert ihr die Enten-Mutter aufgebracht entgegen.

 

"Entschuldige, das wusste ich nicht. Lass mich helfen", bittet P. E. die Mutter. "Die Kleinen tun mir leid. Ich kennen vielleicht eine Medizin. Ich bin als Küken selbst durch das Brot der Menschen erkrankt. Ich habe mich seitdem für die Heilung von Brotvergiftung interessiert. Ich hole Medizin", sagt P. E. Mölmsch und fliegt zu einem Schwan, den sie erst kürzlich kennengelernt hatte. Die meisten Bewohner des Flusses wissen noch nicht, dass es sich um einen erfahrenen Heiler handelt. Dieser Schwan nennt sich der heilende Hahn und hat erst kürzlich ein Gebüsch an der Mündung des Baches bezogen.

 

 

 

Der Schwan kennt Pflanzenblätter vom Bach- und Flussufer, die heilende Wirkung haben. Mit solchen Blättern kehrt P. E. zu den Kranken zurück, legt einige Blätter auf ihre Bäuche, zerreibt ein anderes Blatt und füttert die drei kleinen Enten damit. Kurz darauf fühlen sie sich wieder wohl.

 

Die Enten-Mutter dankt P. E. Mölmsch und beide schwimmen mit den genesenen Küken zurück zu ihren Schlafplätzen. "Danke, gelber Engel", sagen die drei Enten immer wieder zu P. E., die von dieser Familie zukünftig nur noch "gelber Engel" genannt wird.

 

 

 

Angekommen am heimischen Nachtlager legen sich alle sofort zum Schlafen hin.

 

Gute Nacht, P. E. Mölmsch und alle Flussbewohner.

 

Schlaft schön!

 

 

 

 

P. E. Mölmsch

 

und der heilende Hahn

 

eine Gute Nacht-Geschichte (4)

 

von Wolfgang Kaup-Wellfonder

 

>Vorlesezeit: ca. 6 Minuten<

 

 

 

 

 

Die gelbe Ente P. E. Mölmsch wird von vielen Bewohnern des Flusses als 'Briefkasten' oder 'Zitrone' verspottet, andere nennen sie allerdings 'gelber Engel.' Und das ist ein Kompliment.

 

 

 

Sieht man die Enten friedlich auf dem Fluss schwimmen, vermutet man nicht, dass es ihnen manchmal schlecht geht. P. E. Mölmsch hat schon Unerfreuliches erlebt. Einmal bewarfen Kinder ihre Schwester mit einem Stein, ein anderes Mal aßen Küken altes Brot und wurden schrecklich krank, weil P. E. nicht aufgepaßt hatte.

 

 

 

Als Küken war P. E. Mölmsch selbst durch vergammelte Brotreste schlimm erkrankt. Es verwundert also nicht, dass sich P. E. Mölmsch für die Gesundheit der anderen Tiere, die in und an der Ruhr wohnen, interessiert. Lässt sie sich treiben und trifft jemanden, dann fragt sie: "Wie geht es dir?" Und sie freut sich, wenn sie hört: "Danke, gut!"

 

 

 

Heute schwimmt P. E. auf der Suche nach Nahrung mit dem Kopf im Wasser in Richtung Bachmündung. In die über zweihundert Kilometer lange Ruhr münden viele Bäche und Flüsse. P. E. Mölmsch mag den Bach, den sie ansteuert, ganz besonders, weil er interessante Speisen mit sich führt. Die Menschen haben diesen Bach nämlich in Ruhe gelassen.

 

 

 

Die meisten anderen Bäche wurden kanalisiert. Das bedeutet, ein Bach wird in große Röhren aus Beton verlegt. Meistens kommt das Wasser solcher Bäche viele Kilometer nicht aus dem Beton heraus. Münden solche Kanal-Bäche in einen Fluss, so ist meistens nichts Schmackhaftes darin. Zum Glück ist das bei dem Lieblingsbach der gelben Ente P. E. Mölmsch anders.

 

 

 

"Nanu, was liegt denn da auf dem Boden des Baches?" Es glitzert ganz hell. P. E. packt das Ding mit dem Schnabel und bringt es ans Ufer. "Habe ich mein Stethoskop nicht gut genug versteckt, während ich auf Nahrungssuche war?", fragt ein Schwan laut. "Entschuldigung, ich wußte nicht, dass dieses Ding jemandem gehört!" erwidert die gelbe Ente und legt es vor dem Schwan auf den Boden. "Was ist das?" möchte P. E. wissen. "Ein Stethoskop, eine alte Erfindung der Menschen. Es gibt Menschen, die nur dafür da sind, sich um die Gesundheit von anderen Menschen zu kümmern. Diese Leute nennt man Ärzte. Mit diesem Stethoskop hört ein Arzt in den Körper eines Menschen und erkennt,. ob dieser sehr krank oder ob es vielleicht nicht so

 

 

 

 

 

schlimm ist." "Kannst du das auch?", möchte P. E. wissen. Der Schwan überlegt kurz, ob er dieser sonderbaren Ente mit gelbem Gefieder von seinem Leben und seinen Fähigkeiten erzählen will.

 

 

 

"Gut, ich erzähle dir von mir. Dann musst du aber auch gut zuhören können, denn es ist eine lange Geschichte.

 

In Frankreich gab es einen König, der hieß Napoleon III. Er war als Kind schrecklich krank gewesen. Er hustete und hustete von morgens bis abends und sogar auch nachts. Eines Tages hörte er von dem Arzt, der das Stethoskop erfunden hatte. Dieser Arzt hörte in den Körper des Königs und es gelang ihm dadurch, eine Medizin zu finden, die Napoleon III half. Der König wollte ein solches Stethoskop besitzen und ließ sich deshalb eines aus purem Gold anfertigen.

 

Als alter Mann verlor dieser König einen Krieg und musste nach England flüchten, denn seine Untertanen hatten ihn verjagten. Die Überfahrt war stürmisch und das Stethoskop fiel ins Meer.

 

 

 

Im Meer glitzerte das Gold. Viele Fische wurden von diesem Glanz angelockt. So trugen es die Fische über viele Jahre hinweg auf eine Robbenbank in der Nähe der Küste. Besonders die Robbenkinder fanden sofort Gefallen an dem glitzernden goldenen Stethoskop. Ein Robbenkind nahm es mit an den Strand. Leider verirrte es sich und verlor seine Mutter. Zum Glück gibt es Menschen, die sich um Heuler, also um die einsamen Robbenkinder, kümmern. Ein solcher Mensch war Bauer Jensen. Er nahm den Heuler mit zur Robbenstation und steckte das blinkende Stethoskop in seine Jackentasche. Weil er sich um den jungen Heuler kümmerte, vergaß er das Stethoskop und hängte die Jacke vor dem Reinemachen an den Haken des Hühnerstalls.

 

 

 

Dort fand es ein junger wissensdurstiger Hahn. Er nahm es mit zu den Hühnern und fand heraus, dass man mit dem Stethoskop in die Körper der Hühner horchen konnte. Er lernte schnell zu unterscheiden, ob ein Huhn gesund war oder ob ihm eine Krankheit drohte. Obwohl sich der Hahn sein ganzes Leben lang darum bemühte, einem Huhn oder einem Hahn sein Wissen zu vermitteln, fand er niemanden seiner Art, der sich dafür interessierte.

 

Eines Tages traf der heilende Hahn mich. Und er lehrte mich den Umgang mit dem Stethoskop. Zum Dank versprach ich ihm, mich zukünftig "der heilende Hahn" zu nennen. Als er ganz alt war schenkte er mit das goldene Stethoskop und empfahl mir, durch das Land zu ziehen, um kranken Tieren zu helfen.

 

 

 

Auf meiner Wanderschaft vom Meer bis hierher habe ich selbst Entdeckungen gemacht. Alle Tiere wissen, es gibt Pflanzen, die für unsere Bäuche bekömmlicher sind als andere. So habe ich herausgefunden, dass es  Pflanzen gibt, die bei bestimmten Krankheiten Schmerzen lindern können.

 

 

 

Eine Pflanze, die ich besonders ausführlich studierte, gehört zu den Hahnenfußgewächsen. Ich habe festgestellt, dass die Sumpfdotterblume  manchen Tieren bei Bauchschmerzen helfen kann.

 

 

 

Hier am Bach studiere ich Blüten, die an Bächen wachsen."

 

 

 

"Wir können uns freuen, dass du nun hier wohnst, heilender Hahn. Darf ich den anderen Tieren von dir erzählen? Dürfen sie sich bei dir Rat holen?", möchte P. E. Mölmsch wissen.

 

"Ich lebe jetzt hier und helfe, wenn ich kann. Erzähle aber nichts über das goldene Stethoskop. Das blinkende Gold verführt manche Tiere, es mitzunehmen. Das wäre schlimm!", erklärt der Schwan.

 

 

 

P. E. Mölmsch verspricht ihm, nichts vom Stethoskop zu erzählen und schwimmt nach Hause. Inzwischen ist es spät geworden und P. E. legt sich in seinem Gebüsch sofort auf das Nachtlager. Anfangs denkt P. E. Mölmsch noch über die Lebensgeschichte des Schwans nach, doch bald wird sie müde und schläft ein.

 

 

 

Gute Nacht, P. E. Mölmsch und alle Flussbewohner.

 

Schlaft schön!